Ein kleiner engagierter Kulturverein will kulturelle Kostbarkeiten ins Obere Mühlviertel bringen: Am Grillparzerhof in Kirchberg ob der Donau finden seit dem 200. Geburtstag Grillparzers im Jahr 1991 Theateraufführungen statt. Der Bezug zu dem österreichischen Klassiker Franz Grillparzer ist dabei Antrieb und Legitimation, Kultur zu transportieren.
"Ja dürfen´s denn das?"
Wer gibt uns das Recht den Bezug auf Grillparzer herzustellen? Erfreulicherweise befaßten sich damit schon mehrere Heimatforscher. Rudolf Zeman: "Die Deutung des Hofnamens findet in der Wissenschaft verschiedentliche Auslegung. Die beiden Worte "Grill" und "Parz" können Anhöhe und Trutz bedeuten, so wäre damit die sagenhafte Ableitung der Frühzeit der Besiedlung im Spätmittelalter über die Jahrhunderte her mit den Namen erhalten und wahr geblieben. Im Jahre 1573 erscheint in einem Urbar mit der personenbezogenen Hinzufügung der Nachsilbe ,er' der bisherige Hausname auch als Familien-Name. Es ist das Geburtsjahr der Grillparzer."
Josef Mittermayer kommt zum gleichen Schluß: "Wie der Verfasser dieses Artikels einst ermittelte und in einem Zeitungsaufsatz (Mühlviertler Nachrichten. 12. Oktober 1950) veröffentlichte, findet man die chronologisch am weitesten zurückliegende Nachricht über einen Grillparzer-Ahnen im ältesten Matrikenbuch der Pfarre Kirchherg ob der Donau, das die Jahre 1615-1684 umfaßt. Diese Eintragung lautet - gemäß der damaligen Mitteilung des 1950 amtierenden Pfarrers Anton Panholzer: 'Den 8. Novembris 1625 hat sich Hanß Gribartzer; ein Junggesell; zu Stöffel Fuchsen Tochter Catharina in die Saubeunt verheiratet.'"
"Ein uralter Vierseithof..."
Die Forscher kommen zum Schluß, daß die Ahnen Grillparzers von Kirchberg über Feldkirchen an der Donau nach Wien zogen, wo der Dichter (1791 geboren) letztlich Bedeutendes und Zeitüberdauerndes schuf. Seine Werke, die ein großes psychologisches Wissen und Einblick in die menschliche Seele zeigen; sollen entsprechend gewürdigt werden. Die nicht allen bekannte Vielseitigkeit Grillparzers, der ein Zeitgenosse und Freund Schuberts und Beethovens war, ist beachtenswert. Grillparzer war auch selbst sehr musikalisch.
Rudolf Zeman beschrieb den Hof folgendermaßen: "Als ein uralter Vierseithof steht er im hügeligen Bergland des oberen Mühlviertels; das mit seinen waldreichen Hängen steildach zur Donau und den beiden Mühlflüssen abfällt; ein in der o.ö. Landesgeschichte mehr als 600 Jahre bekanntes Bauerngehöft. Weit in das Umland, am sagenumhüllten Hügel, in der Ortschaft Witzersdorf, im uralten Kirchberger Winkel in der Gemeinde und Pfarre Kirchberg ob der Donau, erhebt sich sehend und gesehen werdend das oftmals besitzgewechselte Gehöft beim Grillparzer."
Schwierige Renovierung
Der ehemalige Erbhof stand, viele Jahre leer, ehe er Ende der siebziger Jahre den Besitzer wechselte. Die ursprüngliche Kaufabsicht der neuen Besitzer war eigentlich nur, einen Wohnsitz in der Nähe von Linz zu haben. Doch bald sprang der Funke, der Name reizte zu Nachforschungen, und der Hof fesselte, obwohl baulich nicht in bestem Zustand, Besitzer und Besucher durch seine Art und Lage.
Die Absicht, dem Hof seine Eigenart zu belassen und zu erhalten, bereitete Schwierigkeiten, weil benötigte Handwerker nicht in jedem Fall mit den althergebrachten, hier gebrauchten Handwerkstechniken und Bauweisen früherer Epochen vertraut waren. Den Hof einfach zu schleifen und die Fläche irgendwie wieder zu bebauen wäre schneller gegangen, billiger gewesen, einfacher, weniger aufreibend. Doch, das ist keine Übertreibung, es wäre ein großer kultureller Schaden gewesen.
In der Familie reifte der Gedanke, auf dem Hof zu bleiben und ihn für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen. Das Gedenkjahr 1991 war nun Anlaß und sozusagen Sprungbrett in neue kulturelle Aktivitäten. So war jede der bisherigen Veranstaltungen für die Besucher und die Ausführenden ein wunderbares Erlebnis. Eine sympathische Distanz zum Trubel der Großstadt, die unberührte urwüchsige Mühlviertler Landschaft, ein liebevoll gestaltetes Umfeld und nicht zuletzt die Künstler bescherten allen Kulturerlebnisse besonderer Art. Auch überschaubare Besucherzahlen, in denen der Einzelne nicht in der Menge untergeht, tragen zum Wohlbefinden bei.
Und bringt das auch etwas? Kommt da wieder etwas herein?
Glücklicherweise fanden sich kulturinteressierte Mitstreiter und Kulturschaffende, die in schier unkalkulierbarer ehrenamtlicher Tätigkeit arbeitsintensive Planungen und Vorbereitungen zeit- und zielgerecht ablaufen lassen. Auch wir sind auf öffentliche Subventionen und private Spenden und Sponsoring angewiesen.
Ein Expertenkreis, der zur Untersuchung des Defizites von Landesausstellungen beauftragt war, fand heraus: Jeder investierte Schilling ist siebenfach zu werten. Ein 50 Millionen Budget löst in der Region demnach eine Umsatzlawine von 350 Millionen aus. So wertet auch der Landeshauptmann und Kulturreferent von Oberösterreich, Dr. Josef Pühringer, kulturelle Ausgaben als Investitionsschub für die Regionen.
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