Franz Grillparzer
König Ottokars Glück und Ende

Historisches Drama 1825
Trauerspiel in fünf Aufzügen

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Für die Verfassung des historischen Dramas "König Ottokars Glück und Ende" betrieb Grillparzer Studien der österreichischen und böhmischen Geschichte sowie der mittelhochdeutschen Sprache. Beim intensiven Geschichtsstudium entdeckte er charakterliche Ähnlichkeiten zwischen dem Böhmenkönig Ottokar II. und Kaiser Napoleon I., die beide tatkräftige Eroberer waren und sich durch die gegebenen Umstände zu schrecklichen Tyrannen entwickelten.
Nach dem Sieg über die Ungarn in der Schlacht bei Kroissenbrunn trennt sich König Ottokar von Böhmen von seiner Frau Margarete und vermählt sich mit Kunigunde von Massovien, der Nichte des Ungarnkönigs Bela. Rudolf von Habsburg nimmt sich der Verstoßenen an und begleitet sie in ihr Heimatland. Ottokar erreicht sein großes Ziel, deutscher Kaiser zu werden, nicht, da die Fürsten bei der Kaiserwahl in Frankfurt für Rudolf von Habsburg, einen gnädigen und gerechten Mann, stimmen und nicht für einen, der die Rechte seiner Untertanen mit Füßen tritt. Infolgedessen muss Ottokar auch auf die erworbenen Länder Steier, Kärnten, Krain und Österreich verzichten, nur noch Böhmen und Mähren sollen ihm als Lehen bleiben. Nach der Rückkehr nach Prag wird Ottokar von seiner Frau Kunigunde wegen der Niederlage bei der Kaiserwahl auf Ärgste verhöhnt. Ein Herold des Kaisers fordert von ihm den Abzug der böhmischen Truppen aus Österreich und den Friedensschluss. Ottokar gibt jedoch seinen Kampf gegen Kaiser Rudolf nicht auf und fällt letztlich in der Schlacht auf dem Marchfeld.
In "König Ottokars Glück und Ende" wird der geschichtliche Zusammenhang von Schuld und Sühne aus religiöser Sicht bewusst gemacht. Ottokar ist von der Illusion der Macht gefangen, in der er sich immer wieder eine Scheinwelt aufbaut, bis sein Hochmut zu Fall kommt. Erst kurz vor dem Tod zeigen sich bei ihm Einsicht und Reue des begangenen Unrechts. Ottokar und Rudolf werden als grundverschiedene Charaktere einander gegenübergestellt, Ottokar erscheint als verblendeter, grenzenloser Egoist, sein Gegner Rudolf als gottesfürchtiger Herrscher, der vor den Menschen Respekt hat.
Wohl die bekannteste Passage aus "König Ottokars Glück und Ende" ist das Lobgedicht auf Österreich.

"Er ist ein guter Herr, es ist ein gutes Land,
wohl wert, dass sich ein Fürst sein unterwinde!
Schaut rings umher, wohin der Blick sich wendet,
Wo habt ihr dessengleichen schon gesehen?
Lacht`s wie dem Bräutigam die Braut entgegen!
Mit hellem Wiesengrün und Saatengold
Von Lein und Safran gelb und blau gestickt,
von Blumen süß durchwürzt und edlem Kraut,
schweift es in breitgestreckten Tälern hin-
ein voller Blumenstrauß so weit es reicht,
vom Silberband der Donau rings umwunden!
Hebt sich`s empor zu Hügeln voller Wein,
wo auf und auf die goldne Traube hängt
und schwellend reift in Gottes Sonnenglanze.;
Der dunkle Wald voll Jagdlust krönt das Ganze.
Und Gottes lauer Hauch schwebt drüber hin
Und wärmt und reift und macht die Pulse schlagen,
wie nie ein Puls auf kalten Steppen schlägt.
Drum ist der Österreicher froh und frank,
trägt seinen Fehl, trägt offen seine Freuden,
beneidet nicht, lässt lieber sich beneiden!
Und was er tut, ist frohen Muts getan.
`s ist möglich, dass in Sachsen und beim Rhein
es Leute gibt, die mehr in Büchern lasen;
Allein, was not tut und was Gott gefällt,
der klare Blick, der offne, richt`ge Sinn,
da tritt der Österreicher hin vor jeden,
denkt sich sein Teil und lässt die anderen reden!
O gutes Land! O Vaterland! Inmitten
Dem Kind Italien und dem Manne Deutschland,
liegst du, der wangenrote Jüngling, da:
Erhalte Gott dir deinen Jugendsinn
Und mache gut, was andere verdarben."