Dramen |
Home |
Biografie |
Links |
Aktuelles
News |
Anfragen -
Email |
|
|
|
Blanka von Kastilien |
Jugenddrama 1807-1809 |
|
Die Ahnfrau |
1817 |
|
Sappho |
1818 |
|
Das goldene Vlies |
1819 |
|
Melusina |
1833 |
|
König Ottokars Glück und Ende |
1825 |
|
Treuer Diener seines Herrn |
1830 |
|
Des Meeres und der Liebe Wellen |
1831 |
|
Libussa |
1848 - Erstaufführung 1874 |
|
Feldmaschall Radetzky |
1848 |
|
Jüdin von Toledo |
Entstehung über viele Jahre |
|
Der Traum, ein Leben |
1834 |
|
Weh dem, der lügt |
Uraufführung 6.3.1838 |
|
Bruderzwist in Habsburg |
1848 |
Das Problem der Ablösung der natürlichen Ordnung durch die Zivilisation wird im 1848 vollendeten Märchendrama "Libussa" dichterisch behandelt, zu dessen Uraufführung es erst 1874 kam. Der Sagenstoff dafür war Grillparzer aus Clemens Brentanos historisch-romantischem Drama "Die Gründung Prags" und aus Johann Karl Musäus "Volksmärchen der Deutschen" bekannt.
Libussa, die Tochter des Königs Krokus, begibt sich auf der Suche nach heilenden Kräutern für ihren kranken Vater nach Budesch, wohin ihr der Pflüger Primislaus den Weg zeigt. Zum Abschied gibt sie ihm ein Stück von ihrer Kette als Andenken mit. Nach dem Tod des Krokus erklärt sich Libussa dazu bereit, die Herrschaft im Land zu übernehmen. Aber das Volk billigt eine Frau als Alleinherrscherin nicht und fordert einen Mann an ihrer Seite als Mitregenten. Um Libussas Gunst werben viele Männer, doch für sie kommt nur derjenige als künftiger Ehemann in Frage, der das passende Stück zu ihrer Kette findet, und das ist Primislaus.
Die Herrschaft Libussas verkörpert eine Urgesellschaft ohne soziale Differenzierungen, in der Gleichheit, Gütergemeinschaft, Vertrauen und Weisheit herrschen, Moralität und Freiheit das menschliche Zusammenleben regeln. Mit Primislaus werden staatliche und rechtliche Institutionen geschaffen, Macht und Recht treten an die Stelle von Weisheit, Einsicht und Gnade. Die "vita contemplativa" wird von der "vita activa" abgelöst, die matriarchalische Ordnung bzw. die Urform der Gesellschaft durch die staatliche, patriarchalische Gemeinschaft ersetzt.
Der fünfte Akt, in dem Libussa die Menschen vor den schlimmen Folgen der Zivilisation warnt, bildet den Höhepunkt des Dramas.
"Ihr habt gegessen von dem Wissens-Baum
Und wollt euch fort mit seiner Frucht ernähren.
Glück auf den Weg! Ich geb euch auf von heut.
Und eine Stadt gedenkt ihr hier zu baun;
Hervorzugehn aus euern frommen Hütten,
wo jeder war als Mensch als Sohn und Gatte,
ein Wesen, das er selbst und sich genug.
Nicht Ganze mehr, nur Teile wollt ihr sein,
von einem Ganzen, das sich nennt die Stadt,
der Staat, der jedes einzelne in sich verschlingt,
statt Gut und Böse Nutzen wägt und Vorteil
und euern Wert abschätzt nach seinem Preis."
|