Franz Grillparzer
Treuer Diener seines Herrn

Historisches Drama 1830
Trauerspiel in fünf Aufzügen

	Blanka von Kastilien	Jugenddrama 1807-1809
	Die Ahnfrau	1817
	Sappho	1818
	Das goldene Vlies	1819
	Melusina	1833
	König Ottokars Glück und Ende	1825
	Treuer Diener seines Herrn	1830
	Des Meeres und der Liebe Wellen	1831
	Libussa	1848 - Erstaufführung 1874
	Feldmaschall Radetzky	1848
	Jüdin von Toledo	Entstehung über viele Jahre
	Der Traum, ein Leben	1834
	Weh dem, der lügt	Uraufführung 6.3.1838
	Bruderzwist in Habsburg	1848

Anlass für das Stück "Treuer Diener seines Herrn" war die Krönung von Kaiserin Karoline Augusta zur Königin von Ungarn, in deren Rahmen sich Grillparzer mit der ungarischen Geschichte beschäftigte. Fesslers "Geschichte der Ungarn" lieferte ihm den historischen Stoff für dieses Drama.
Königin Gertrude von Ungarn, die ihrem Bruder, Herzog Otto von Meran, sehr zugetan ist, macht den Vorschlag, ihn während der Abwesenheit ihres Gatten König Andreas als Reichsgehilfen einzusetzen. Da aber der König der Maß- und Sittenlosigkeit Ottos, eines schwierigen und unberechenbaren Charakters, der alles Verpflichtende verachtet, keinen Respekt entgegenbringen kann, zieht er ihm seinen grenzenlos treuen Diener Bancban vor, der sich seinen Pflichten bis zur Selbstaufgabe unterwirft. Bancbans junge Frau Erny wird von Herzog Otto, der sie heiß begehrt, wiederholt bedrängt. Als es bei einem Fest auf dem Königshof zu einer Begegnung zwischen Erny und Otto kommt, weist sie seine Liebesbeteuerungen mit Verachtung zurück, womit Erny in eine ausweglose Situation gerät, aus der sie durch einen Dolchstoß in ihre Brust zu entrinnen versucht. Otto wird als Ernys Mörder hingestellt und von ihren Verwandten verfolgt. Als Königin Gertrude Otto vor seinen Verfolgern retten will, wird sie ermordet. Nur Bancban gelingt es, den Königssohn Bela vor den aufrührerischen Verfolgern in Sicherheit zu bringen, Otto zu retten und dem Aufruhr am Königshof ein Ende zu setzen. Der bis zur Selbstaufgabe loyale und demütige Diener Bancban sagt von sich

"Ich bin der Mann des Friedens,
der Hüter ich der Ruh. Mich hat mein König geordnet,
seinen Frieden hier zu wahren."

Im Mittelpunkt dieses an Bezügen reichen Dramas, das viele dramatische Brennpunkte enthält, steht die Ehrfurcht gegenüber dem, was legitim ist. Bancban erweist sich insofern als komische Figur, als er in sich Besonnenheit und Beschränktheit vereinigt. Sein Gegenspieler König Otto von Meran wird als seelisch unausgeglichene Persönlichkeit charakterisiert.