Franz Grillparzer
Des Meeres und der Liebe Wellen

1831 - Trauerspiel in fünf Aufzügen

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Das 1831 entstandene Stück "Des Meeres und der Liebe Wellen" ist voll von seelischen Konflikten und Widersprüchen. Anregungen dazu bekam Grillparzer durch das spätgriechische Epos des Musaios "Hero und Leander", die Heroides des Ovid, Schillers Ballade "Hero und Lenader" und das Volkslied von den zwei Königskindern.
Am Tag der Priesterweihe der jungen Hero im Tempel der Aphrodite findet ein Fest statt, bei dem sich Hero und der aus Abydos stammende Leander ineinander verlieben. Im Dunkel der Nacht schwimmt Leander durchs Meer zu Hero, wobei ihm Heros Lampe zur Orientierung dient. Der Tempelhüter beobachtet die beiden bei ihrem nächtlichen Treffen und erzählt dem Tempelpriester, der zugleich Heros Onkel ist, davon. Bei Leanders zweitem Versuch, verlöscht die Lampe Heros, was für den jungen Mann den Tod bedeutet. Am nächsten Morgen findet sie ihn tot am Strand, von den Wellen des Meeres an die Küste gespült. Leanders Tod ist als Strafe der Götter zu sehen, weil er durch die Liebe zu einer Priesterin die gesetzten Grenzen missachtete.

"Denn, Freund, die Jungfrau, die dich jetzt erfüllt,
ist Priesterin und hat an diesem Tag
gelobt dem Manne sich auf ewig zu entziehn.
Und streng ist was ihr droht, wenn sie`s vergaß,
und was dem Manne, der`s mit ihr vergessen."

Der Seelenfrieden in Heros priesterlichem Dasein wird durch die leidenschaftliche Liebe Leanders gestört. Sie spürt ganz deutlich in sich den Konflikt zwischen der inneren Selbstbewahrung und Pflichterfüllung als Priesterin und dem Bedürfnis nach liebender Hingabe an einen Mann.